oder wie Maria und Eva sich in den Süden der Schweiz aufmachten, eben eine ungewöhnliche Weihnachtsreise
Eine Weihnachtsgeschichte für meine Freunde und alle die gerne Geschichten hören.

Ich weiss, es waren Maria und Joseph, aber in der heutigen Zeit kann man ja nicht mehr sicher sein, wer mit wem wohin reist.
Um 11.45 packte ich erfreut meine Hündin als letztes im strömenden Regen ins Auto. Ich machte mich auf, zu meiner Schwester. Ziel der Reise: Lugano, wo mein Papi auf uns wartet. Weihnachtseinkäufe, Spaziergänge in der Sonne, der legendäre Weihnachtsmarkt in Lugano, all das ist geplant.
Um 13.15 fahren wir in Richtung Gotthard. Der Gotthard! Wann endlich kommt die 2. Röhre! Meine Güte, wären die Schweizer reich, wenn sie jedem Durchfahrtstourist der durch die Röhre von Norden nach Süden fährt auch nur 5 Franken abnehmen würden!
Einmal an Ostern stand ich in der künstlich erzeugten Warteschlange. es war heiss und ein frisches Lüftchen wehte durchs offene Fenster. Ein Belgier liess das Fenster runter und sagte in gebrochenem Deutsch: Ist das immer so hier? genervt antwortete ich, ja klar! Aber wenn es ihnen nicht passt, fahren sie doch nächstes mal rund um den Berg durch Frankreich, dann ist schon mal einer weniger, der Stau erzeugt. Und ich sage euch, in Frankreich kostet die Benutzung der Autobahn richtig viel!
Aber wir haben Weihnachten und nicht Ostern, es ist auch nicht warm, sondern kalt, Kalter Regen prasselt auf das Auto, ich habe ihn Gutstav genannt, weil er aus Schweden kommt. Mein toller Schwedenpanzer! Nun nach einer Weile beginnt meine Schwester zu googeln. Warum bewegt sich die Blechlavine nicht? Google maps zeigt erstaunlicher Weise keinen Stau vor uns und auch keinen Stau hinter uns an. Wie geht das? TCS hilft auch nicht weiter, keine näheren Informationen. Die Live-Kameras in Airolo auf der anderen Tunnelseite zeigen Schnee. Aber sie fahren. Warum bloss bewegt sich die Blechlavine nicht? Weisst du, sagt sie, ein ganz lustiger Film soll "Bonne Schur Ticino sein". Toll, wie man heute auf youtube einfach irgendwo in der Welt ein Film kuken kann. So begannen wir den Film zu schauen. Du, ich muss piseln, da ist doch eine Raststätte, da darf man sicher auf dem Pannenstreiffen dahinfahren, ich mach sonst in die Hosen. Ich kurve auf den Pannenstreiffen, ein Car vor uns, in derselben Not! Wir bleiben stehen und sind eingepfercht. Mist. Meine Schwester googelt... du, da kriegt man richtig ärger, wenn die Polizei jetzt passieren will, auch wenn du piseln musst. Aber ich muss so dringend piseln! Kannst du nicht den Franzosen und den Italiener fragen ob du dich wieder einreihen kannst? Mache ich, aber zuerst muss ich jetzt piseln. Ich klettere über die Autobahnabschrankung, rutsche das Board hinunter und ahhhh, herrlich! Endlich! Zurück beim Auto, hebe ich meine Hündin raus, damit auch sie noch piseln kann.
Gut, der Franzose! Bonjour, vous pouvez reculez s'il vous plaît que nous puissons retourner sur le voie gauche? La police est très rigide si elle arrive! Je serais mal placé. Der vorne war ein Italiener, dieselbe Bitte in italienisch also und schwups war ich wieder eingereiht. Der Film indessen nahm bizzare Verläufe, eben wurde der Gotthart gesprengt, weil der Kanton Tessin sich gegen eine einsprachige Landessprache, französisch, auflehnte. Und da, nach 3,5 Stunden, kurz vor dem Endes des Filmes, durften wir weiterfahren. Ich weiss also noch nicht, wie es aufging, im Film meine ich. Die Freude war gross, doch nur von kurzer Dauer! Denn knapp ein Kilometer weiter wurden alle von der Autobahn genommen und zurückgeschickt, also weitergeschickt, über den San Bernardino.
So wie Maria und Joseph vor den Herbergen. Abgelehnt, weitergeschickt.
Wir empörten uns und traversierten eben der Sattel bei Einsiedeln, wo der Italiener vor uns immer langsamer wurde, weiter bis Glarnerland, biselpause und auf Höhe Heidiland, pling, eine Whatapp vom Mann meiner Schwester. Er schrieb: Der Gotthard wurde eben geöffnet. Er war seit dem Morgen gesperrt, weil zu viele Italiener keine Winterreifen hatten und es in Airolo schneite. Gibt es nicht! Nur eine Stunde nachdem wir fortgeschickt worden waren.
Egal, guten Mutes und mit vielen erdenklichen Theorien, warum das nicht stimmen konnte und es sicherlich auch auf dem San Bernardino scheint, pling, eine nächste Whatsapp. Schatz, es wird dir nicht gefallen, aber du hast zu Hause in der Garage deinen Koffer stehen lassen. Hola, sagte ich, soll wir umdrehen? Gehen wir den Koffer holen?
Das war das falsche Stichwort. Kein Pijama, keine Trainerhosen, keine Kleider. Das war zu viel für meine Schwester! Gut hatte ich meinen Koffer eingepackt.
Um 20.10 erreichten wir Bellinzona, genossen Essen auf der Raststätte und waren dann um 21.00 in Lugano, halleluja! 8,5 Stunden ins Tessin, die längste Fahrt ever!
Ich wünsche euch von Herzen tolle Feiertage!
Gabriela
Eine kleine Anmerkung, beim nach Hausefahren am 26. Dezember standen sie gen Süden wieder, ich frage mich einfach warum. Da blicke ich nicht durch!